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Regisseur Anwesend

Regisseur anwesend

Jörg Schneider und Mathias Gnädinger spielen im neuen Schweizer Film von Paul Riniker mit.
Der Regisseur sprach im Kino Cinepol über die Zusammenarbeit mit den beiden Schauspielern.
von Eddy Schambron, AZ

Volles Haus für das Sinser Kino Cinepol, bewegte Besucherinnen und Besucher nach dem Film «Usfahrt Oerlike» und ein interessantes Gespräch mit dem Regisseur Paul Riniker: «Wenn der Film zum Nachdenken und Diskutieren anregt, hat er sein Ziel erreicht.» Unter der Leitung von Andreas Gnädinger gab Riniker auch Einblick in sein Metier. 1,9 Mio. Franken hoch war das Budget für den neusten Schweizer Film. «Dafür drehen sie in Hollywood vielleicht 20 Sekunden Film.»

Nicht nur Thema Sterbehilfe
Am Schluss nimmt Hans Hilfiker das Gift. Er hat aufgeräumt nach einem langen Leben und glaubt, keine Perspektiven mehr zu haben. Man könnte sich das Ende auch anders vorstellen. Nochmals eine Fahrt mit seinem besten Freund im Ford Mustang. Oder ein Spaziergang mit seinem Sohn, mit dem er nach Jahren eisigen Schweigens glücklicherweise nochmals ins Gespräch gekommen ist. Hans aber wählt den Freitod. «Für mich ist dieser Schluss stimmig», sagt Riniker, «von der Dramaturgie her hätte ich keinen anderen gesehen.»

Sein Film, das war in Sins gut zu spüren, wühlt auf, stellt Fragen zum Altwerden, aber auch zum Leben generell, zum Wert von Freundschaft und der Wichtigkeit des Gesprächs. «Der Film kann nicht aufs Thema Sterbehilfe reduziert werden», betont denn auch Riniker. Jörg Schneider, der die Hauptrolle als Hans spielt und jetzt selber todkrank ist, steht dem Freitod persönlich skeptisch gegenüber, wie der Regisseur weiss.

Riniker zeigte sich glücklich über die Wahl der Schauspieler Jörg Schneider und Mathias Gnädinger. «Sie sind zusammen perfekt.» Die erstmalige Zusammenarbeit von ihnen habe sich wunderbar entwickelt. «Wenn die Kamera lief, war Schneider immer voll da. Und Gnädinger ist ein unglaublich sensibler Mensch.»

Die beiden Schauspieler, die sich vor diesem Film nicht persönlich gekannt hatten, seien während des Drehs echte Freunde geworden. Überhaupt lobte er das ganze Team. Wenn im Vorspann «Ein Film von Paul Riniker» stehe, so stimme das so nicht. «Es ist ein Film von rund 40 Leuten, die hervorragend zusammengearbeitet haben.» Die Dreharbeiten dauerten gerade einmal sechs Wochen.

Aber vorher gingen zwei, drei Jahre ins Land: Geld beschaffen und natürlich vor allem das Drehbuch schreiben. Inspiriert vom Theaterstück «Exit» von Thomas Hostettler verfasste es Christa Capaul. Und zwar mehrmals. Erst die fünfte Version passte, um von Riniker umgesetzt zu werden. Wobei sich das Drehbuch «beim Dreh nochmals veränderte», wie Riniker erklärte. «Ich habe viele Dialoge gestrichen.» Ein Drehbuch sei eben nur ein Gerüst und nicht zuletzt dazu da, um Geldgeber zu überzeugen. «Was man dann daraus macht, ist eine andere Sache.»

Jetzt freut ihn und das ganze Team der sehr erfolgreiche Start von «Usfahrt Oerlike.» Neben der guten Geschichte und der überzeugenden schauspielerischen Leistung sei die Tatsache, dass der Film bei den Zuschauerinnen und Zuschauern offensichtlich unter die Haut geht, mit ein Grund für den Erfolg, ist Riniker überzeugt.

Der Regisseur, der mit rund 70 Dokumentarfilmen bekannt geworden ist, will nach seinem zweiten Spielfilm nicht mehr zum Dokumentarfilm zurück, hat aber schon eine Idee für ein weiteres Werk: einen Milieu-Film aus dem Kreis 4 in Zürich. Zuerst muss aber das dafür benötigte Geld aufgetrieben werden – «keine leichte Sache.» Vielleicht öffnet jetzt der grosse Erfolg von «Usfahrt Oerlike» die Türen etwas schneller.
(az Aargauer Zeitung)

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